Wanasapi - Büffeljagd:  Sonnenaufgang

Heinz-Dieter Pawelzik




Der Augenblick
Ein Ausklingen schwang in der Luft wie sanfte Tonfolgen nach. Geheimnisvoll in einer unendlichen Melodie des Werden und Vergehen.
Natur die ich spürte mit jedem Atemzug. Erwachende Natur die das Leben mir bringt.
Eine weiche, ja schmeichelnde Duftprise umschloss meinen Körper der eins wurde mit ihr. Eins wurde mit Mutter-Erde. Mutter-Erde mit ihren aus Sternenstaub geborenen Sternen-Kinder wurden eins mit mir. Zeitlos lebe ich im Moment des Augenblickes mit ihnen.
Ich spürte, fühlte die Großartigkeit meiner eigenen Vision von Zeit.
Nicht endliche Zeit oder unendliche Zeit. Eine Zeit von Gegenwart und lebendiger Stille. Nur Still. Eine Stille des Lebendigen.
Heinz-Dieter Pawelzik



Tahca Ushte
Lame Dear, ein Sioux Indianer, der zum Stamm der Dakota/Lakota angehörte, ist ca. 1890 als Sohn des Häuptling der Minneconjou – Teton Lame Dear in der Rosebud - Reservation in Sout Dakota geboren. Tahca Ushte, so sein indianischer Name, war ein ein Heiliger Mann und Medizinmann der Dakotas. Er starb im Jahr 1974 als einer der letzten großen Häuptlinge der einst so ruhmreichen Dakotas, die mit Sitting Bull an der Rosebud-Schlacht teilnahmen. Der Bundesstaat South Dakota wird eine immer bleibende Erinnerung ihrer Stammesgeschichte bleiben. Stamm der Dakota Indianergruppe.

...)ich bin Medizinmann, ein sogenannter „Wicasa Wacan“ Medizinmann. Das ist ein Wort, dass die Weißen erfunden haben. Ich wünschte, es gäbe ein besseres Wort um auszudrücken was Medizinmann für uns bedeutet. Aber ich finde keines und du auch nicht, und so müssen wir uns wohl damit zufrieden geben. Zufrieden geben mit den Traum von einer Vision. Denn ohne den Traum von einer Vision bist du nichts.

Ein Wicasa Wakan – Mann muss oft und viel mit sich allein sein. Er will weg von der Menge, weg von den alltäglichen Dingen. Er liebt es zu meditieren, sich an einem Baum oder an einem Felsen zu lehnen und zu fühlen, wie sich die Erde unter ihm bewegt und wie über ihm das Gewicht des weiten, flammenden Himmel lastet. Auf diese Weise lernt er verstehen. Er schließt die Augen und beginnt klarer zu sehen; Was du mit geschlossenen Augen siehst, das Zählt. Der Wicasa Wakan liebt die Stille, die nicht schweigt, die ihm mit ihrer Donner gleichenden Stimme vieles lehrt. Solch ein Mann liebt es, an einem Ort zu sein, wo er nur das Summen der Insekten hört. Er sitzt, das Gesicht gegen Westen gerichtet und bittet um Beistand; Er redet mit den Pflanzen und sie antworten ihm. Er lauscht den Stimmen der “Waema Kaskan“ der Tiere. Er wird einer von ihnen. Von allen Lebewesen fließt etwas in ihm ein, und auch von ihm strömt etwas aus. Ich weiß es nicht, wie und was es ist. Aber es ist so. Ich habe es erlebt. Ein Medizinmann muss der Erde angehören. Muss die Natur lesen können, wie ein Weißer Mann ein Buch.Wir alle müssen lernen, uns als ein Teil dieser Erde zu sehen, nicht als einen Feind, der von außen kommt und ihr seinen Willen aufzuzwingen sucht.Wir die das Geheimnis der Pfeife kennen, wissen auch, dass wir als lebendiger Teil dieser Erde, ihr nicht Gewalt antun können,
ohne uns selbst zu verletzen.

Lasst uns alle hier niedersetzen, in der freien Prärie, wo es keine Straße und keinen Zaun sehen. Setzen wir uns nicht auf eine Decke. Unsere Körper sollen den Boden spüren; die Erde, den Widerstand der Stauden, die sich unserer Berührung anpassen. Das Gras soll unsere Matratze sein, damit wir seine Schärfe spüren, und seine Weichheit zugleich. Lasst uns wie Steine sein, wie Pflanzen und Bäume. Lasst uns Tiere sein, lasst uns denken und fühlen wie sie,. Horch auf die Luft; du kannst sie hören, sie spüren, sie riechen und schmecken.Wir fühlen, dass etwas in unserer Mitte gegenwärtig ist. Das ist ein guter Anfang um über die Natur nachzudenken, und über sie zu reden. Aber reden wir nicht über sie; (...)reden wir mit ihr! Sprechen wir mit den Flüssen, den Seen und den Winden wie mit unseren Verwandten Wir alle müssen lernen, uns als ein Teil dieser Erde zu sehen, nicht als einen Feind, der von außen kommt und ihr seinen Willen aufzuzwingen sucht. Wir die das Geheimnis der Pfeife kennen, wissen auch, dass wir als lebendiger Teil dieser Erde, ihr nicht Gewalt antun können, ohne uns selbst zu verletzen.

Ein Wicasa Wakan – Mann muss oft und viel mit sich allein sein. Er will weg von der Menge, weg von den alltäglichen Dingen. Er liebt es zu meditieren, sich an einem Baum oder an einem Felsen zu lehnen und zu fühlen, wie sich die Erde unter ihm bewegt und wie über ihm das Gewicht des weiten, flammenden Himmel lastet. Auf diese Weise lernt er verstehen. Er schließt die Augen und beginnt klarer zu sehen; Was du mit geschlossenen Augen siehst, das Zählt. Der Wicasa Wakan liebt die Stille, die nicht schweigt, die ihm mit ihrer Donner gleichenden Stimme vieles lehrt. Solch ein Mann liebt es, an einem Ort zu sein, wo er nur das Summen der Insekten hört. Er sitzt, das Gesicht gegen Westen gerichtet und bittet um Beistand; Er redet mit den Pflanzen und sie antworten ihm. Er lauscht den Stimmen der “Waema Kaskan“ der Tiere.

Er wird einer von ihnen. Von allen Lebewesen fließt etwas in ihm ein, und auch von ihm strömt etwas aus. Ich weiß es nicht, wie und was es ist. Aber es ist so. Ich habe es erlebt. Ein Medizinmann muss der Erde angehören. Muss die Natur lesen können, wie ein Weißer Mann ein Buch.Wenn wir beisammen sitzen, bilden wir einen Kreis der ohne Ende ist und alles umschließt was auf der Erde ist. Im Denken des Indianers ist der Kreis, der Ring, ein wichtiges Symbol. Die Natur bringt alles rund hervor. Die Körper der Menschen und der Tiere haben keine Ecken. Für uns bedeutet der Kreis die Zusammengehörigkeit von Menschen, die gemeinsam am Feuer sitzen. Verwandte und Freunde in Eintracht, während die Pfeife von Hand zu Hand geht. Das Lager in dem jedes Tipi seinen bestimmten Platz hat, war ebenfalls ein Ring. Auch das Tipi selbst war ein Kreis, in dem die Menschen im Kreis saßen und alle Familien eines Dorfes waren Kreis im großen Kreis. Teil des großen Ringes der sieben Lagerfeuer der Sioux, die zusammen ein Volk bildeten. Dieses Volk war nur ein kleiner Teil des Universums, das Kreisförmig ist, und aus der Erde, der Sonne, den Sternen besteht, die alle Rund sind. Mond, Horizont, Regenbogen, auch sie sind Kreise in größeren Kreisen. Ohne Anfang, ohne Ende. All das ist für uns schön und voller Bedeutung. Symbol und Wirklichkeit zugleich, drückt es die Harmonie von Leben und Natur aus. Unser Kreis ist zeitlos, steht nie still. Aus dem Tod geht neues Leben hervor, Leben das den Tod besiegt. Das Symbol des Weißen Mannes dagegen ist das Viereck. Viereckige sind seine Häuser und Bürogebäude und sie haben Wände, die die Menschen voneinander abschließen. Viereckig ist die Tür, die den Fremden den Eintritt verwehrt. Der Geldschein, das Gefängnis. Viereckig sind auch die Geräte der Weißen. Nichts als Schachteln und Kisten, Fernsehapparate, Radios, Waschmaschinen, Computer, Autos. Alles hat Ecken und scharfe Kanten. Selbst die Zeit ist nicht mehr Rund. Die Zeit des Weißen Mannes bestimmt von Terminen, Stechuhren und Stoßzeiten...
Tahca Ushte/Lame Dear


Sonnenaufgang

...)die Erde bebt und Staubwolken verdunkeln den Horizont. Der 27. und 28 September ist wieder ein Höhepunkt des Jahres. Buffalo Roundap.
Dann steht in den Black Hills, im Custer Park im Westen des US-Bundesstaates South Dakota, wieder einmal das alljährliche Buffalo Roundap & Arts Festival auf dem Programm.
Fast ein Muss für jeden West-Staatler zumindest als Besucher daran Teilnehmen zu müssen. Ein Spektakel das man gesehen haben muss. Den Mittelpunkt, der absolute Höhepunkt, ist das grandiose zusammentreiben einer Herde von ca. 1300 Bison aus freier Wildbahn. Aufzucht-Herden, die von Viehtreibern in kontrollierbare Trennräume getrieben werden, um Anschließend in Alter, Geschlecht, für die Zucht oder für Schlachthöfe aussortiert werden.
Als Begleitprogramm gibt es ein Art,s Festival unter Einbeziehung von Kunsthandwerker mit indianischen Kunstgegenständen oder Verkaufsstände mit allen Möglichkeiten von Kunst-Kitsch. Grell, Bunt vieles aus Plastik oder Gegenstände aus Kunststoffen. Angeblich Indian-Kultur. Dazu natürlich viel Unterhaltung für die Besucher mit Konzerten, Essen-Stände und immer wieder als kleine Höhepunkte: Indianische Tanz-Gruppen in traditioneller Kleidung mit sogenannten Geistertänzen. Viel Tam-Tam und Aufwand der alle Begeistert. Vor allem, die kleinen Besucher, die plötzlich alle Indianer sein wollen.
Die Unmengen von Kitsch-Verkäufe ist enorm. Heute will ein jeder Indianer sein.
Das Buffalo Roundup ist mein Highlight im Custer State Park, im US-Staat South Dakota zu dem mich mein Freund Shain eingeladen hat. Eingeladen hat, um den allmählichen Untergang einer Kultur-Gruppe mit unendlich viel Leid zu zeigen.

Die Ladefläche des Geländegängigen Pickups Baujahr 2007 ist eine hervorragende Aussichtsplattform und vor allen Dingen eine sichere. Die Erde bebt wie ein entferntes Gewitter was näher kommt mit Ungemach. und eine von hunderten donnernden Hufen aufwirbelnde Staubwolke lässt den Horizont in der Ferne verschwinden.
Mehrere unterschiedliche riesige Staubwolken, bestückt mit schemenhaften Konturen rasend, schnell bewegenden Tierleibern stürmt vorwärts auf uns zu in einem riesigen Arenal eingezäunter Fläche mit denen sich darin befindlichen Wrangler. Alles erfahrene, berittene Treiber mit umgeschnallte Revolver zur eigenen Sicherheit. Ein nicht gerader ungefährlicher Arbeitsplatz zum Einfangen auszuwählende Tiere. Sicherheit ist oberste Priorität. Grandiose Reiter und erfahrene Pferde sind von Nöten so ein Kommentator der den Ablauf haargenau aus dem Lautsprecher verkündete.
Dann sind sie da. Ein begeisterter Aufschrei der vielen Besucher aus ihren Kehlen. Die Menge johlt und stampft vor Begeisterung beim Angesicht der mächtigen braunen Körper mit gesengten Schädeln.
Die ganze Ebene füllt sich mit Buffaloes, jenen urtümlich anmutenden Tieren, die einst die nordamerikanische Prärie millionenfach bevölkerten. An diese unvergessliche Szene aus Kevin Costers Indianerfilm „Dances with Wolves“ glaubt man sich als Besucher im Custer State Park erinnert. Ein grandioses Spektakel für viele Besucher beginnt.

Ich sitze mit Shain, (...)mein indianischer Freund aus Kanada, in respektvoller Entfernung , einschließlich gehörigen Abstand zum anstehenden Buffalo Roundup wie es die Veranstalter es nennen in South Dakota. Voller Stolz. Ein Tag der Superlative, fast ein National-Feiertag. Vergnügen für Jedermann.
Ja sie ziehen wieder über den Great Plains im Norden von Amerika. Wenn auch Kontrolliert, anders als im Yellowstone National Park wo sich der Buffalo/Büffel frei bewegen kann. Ich beobachte Shain, der mit unbeweglichen Gesichtszügen die Szenerie regungslos beobachtet. Was mag in ihm vorgehen? Denkt er an seine Brüder?
Bruder-Bison? Seine Augen kneifen sich zusammen. Ist es nur die Sonne? Schmale Sehschlitze eines Beobachters für Aktionen der Wrangler? Ihre Vorbereitungen? Ich weiß es nicht.

Denn der letzte Tag des Buffalo Roundup beginnt für alle Beteiligten schon lange vor Sonnenaufgang. Während die Besucher in langen Autokolonnen Richtung Buffalo Corrals fahren, beginnen die Ranger im Custer State Park ihre zusätzlich eingeteilten Helfer an besonderen Plätzen einzuweisen. Speziell ausgesuchte Cowboys, Viehtreiber, aus ganz Nordamerika werden hoch zu Ross die Hauptrolle übernehmen. Nicht ungefährlich für Pferd und Reiter. Unfälle sind nicht selten mit tausend Kilo Fleisch- und Muskelmasse. Somit werden nur die besten ausgesuchte Bewerber zum Büffel-Trieb zugelassen. Allesamt erfahrene Viehtreiber mit mehrjähriger Berufserfahrung. Beim eigentlichen Roundup gilt es dann, die Masse von Bisons, kontrolliert in den Pferch zu treiben, was meist in mehreren Etappen und sehr ruhig und gekonnt geschieht. Dabei werden die Reiter von Pickups unterstützt bzw. geschützt. Nicht immer stehen nämlich Pferd oder Muli und Bison in gutem Einvernehmen. Über Stock und Stein, manchmal in gefährlichen Manövern, sind es diese motorisierten Ranger, die am Ende die Herde in den Pferch treibt.
Für Reiter und Zuschauer ist die Aufregung damit vorbei, für Ranger, Veterinäre und für die Bisons geht es jetzt erst richtig los, mehrere Tage lang. Tier für Tier wird durch Holzschleusen in eine Art Arena getrieben, Ohrmarken werden gescannt, und Tiere, die später verkauft werden sollen, ausgesondert. Die im Frühjahr geborenen Kälber werden markiert, gewogen, geimpft und gebrannt, und auch hier wird ausgewählt. Wer Glück hat, wird in die Freiheit entlassen. Die überzähligen Kälber, Kühe und Bullen werden in einer großen Auktion am dritten Samstag im November verkauft. Teilweise an Schlachthöfen oder an andere Naturparks, Züchter aus ganz Nordamerika die eigene Herden aufbauen und Indianer die einzelne Tiere kaufen zum Verschenken unter Stammesmitglieder die in Not geraten sind. Denn der Bison war für die Prärieindianer um die Jahrhundertwende lebensnotwendig und ist auch noch heute ein fester Bestandteil ihrer Nahrung und Kultur.

Besonders beliebt sind sogenannte Abschuss- Jagden. Gegen Bezahlung von ca. 600 Dollar kann Jedermann mit Waffenbesitz-Erlaubnis, Büffel schießen, die zum Abschuss frei gegeben worden sind. In den meisten Fällen sogenannte, anerkannte Zucht-Betriebe der Rancher.


Legende
„Pte Oyate“, Buffalo Nation, nannten sich die Lakota, eine der drei Gruppen der Sioux-Indianer. Um 1850 sollen noch 13 bis 20 Millionen der bis zu 1.000 kg schweren Tiere – in der Sioux-Sprache heißen die mächtigen Bullen „Tatanka“ – über die Weiten der Prärie gezogen sein. Gut 30 Jahre später zählte man gerade noch 200 Exemplare – und gleichzeitig waren die Prärie-Indianer in Reservate verbannt worden. Damit von ihrer natürlichen Nahrungskette abgeschnitten und zum Sterben verurteilt. Teilweise verhungerten ganze Stammesgruppen.
Wer Ausbrach, wurde von den Ranchern in Selbstjustiz abgeschossen wie Wildtiere für sogenannte Skalp-Prämien. Skalp nannten die Siedler die Kopfhaare von Frauen, Männern und Kindern.
In den 1880ern legte dann ein gewisser Pete Dupree mit einigen Bison-Kälbern den Grundstock für eine neue Herde bei Fort Pierre in South Dakota. Als sich die Verantwortlichen des Custer State Parks 1914 entschlossen, den Buffalo zurück in die Black Hills zu holen, erwarben sie dort ihre ersten 36 Tiere. Seither ziehen sie über die Hügel und Ebenen zwischen Black Hills und Great Plains und sind aus dem Custer State Park nicht mehr wegzudenken. Um die 1.200 bis 1.500 Tiere leben heute dort, doch anders als beispielsweise im Yellowstone National Park, wo ebenfalls Buffaloes wieder angesiedelt wurden, überlässt die Verwaltung des Custer State Parks die Herde nicht komplett der Natur und dem Zufall sondern reguliert ihre Zusammensetzung durch Auswahl und Verkauf.


 

Heinz-Dieter Pawelzik

Stand 2015

 

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