Zeit mit Shain Lumas


Heinz-Dieter Pawelzik




Wakinkinyan/Mysterie-Flug
- indianische Poesie -

Heller Stern in der Nacht...) als Vater Sonne sich eines Morgens mit seinen Morgenstrahlen vom Nachtlager erhob, erzählte ihm sein hübscher, hochgewachsener Sohn Morgenstern: “Ich habe mich unsterblich Verliebt“ in Koko, genannt: “Heller Stern in der Nacht“. Ein Mädchen vom Stamm der Blackfoot. Es ist die schönste Frau die ich jemals gesehen habe und möchte diese unbedingt Heiraten.
Nur diese soll meine Frau werden. Seine Sehnsucht stieg ins Unendliche und war nicht bereit diese junge Blackfoot – Frau, “Heller Stern in der Nacht“ zu vergessen.
Vater Sonne war nicht begeistert ob dieser Bitte und warnte seinen Sohn Morgenstern vor diesem Schritt sie zur Frau zunehmen.
Trotz aller Warnung von Vater Sonne, bemalte Morgenstern seinen Körper mit farbenprächtigen Symbolen der Sterne-Kinder. Steckte sich seine schönste Adlerfeder ins sorgfältig geflochtene Haar und zog seinen traditionellen gewebten Umhang an.
Als letztes seine mit bunten Perlen bestickten Mokassin. Köcher, Pfeil und Bogen wurden platziert nach überlieferten Ritus umgehangen. Sofort machte sich Morgenstern auf den Weg. Wollte unbedingt Koko die junge schöne Blackfoot - Frau, die er so sehr begehrte seinen Antrag machen.
Sofort verliebte sie sich in Morgenstern. Stimmte ein in seinem Begehren sie zur Frau zu nehmen und verließ ihr Dorf, die vertraute Umgebung in der Steppe. Nahm fröhlich Abschied ohne Wehmut von ihrer Familie ob der Verliebtheit in Morgenstern, um mit ihm zugehen. Hin zum Lichtstrahl. Hin zu Vater Sonne und der zukünftigen Schwiegermutter Mond.
Angekommen, warnte Sonne, Koko seine zukünftige Schwiegertochter mit einer besonderen Verhaltensregel: “Sie dürfe niemals hinab auf ihre irdische Heimat, ihr Dorf blicken!“

Die junge Blackfoot-Frau versprach es und ihr Glück war vollkommen, als Kleiner Stern, ihr gemeinsamer Sohn geboren wurde.
Eines Tages, als Koko wieder einmal im Tipi ihrer Schwiegermutter Mond saß, fragte sie Mond voller Neugierde: “Warum der große, schwere Eisen-Kessel in der Mitte ihres Tipi platziert, auch ohne Feuer kochen konnte“. Es wird nicht auf diesen Topf gekocht! Es gibt eine andere gemeinsame Feuerstelle für alle im Koch-Tipi nebenan war ihre knappe, ungeduldig klingende Antwort. Und beachte genau meine Worte: “Du darfst auf keinen Fall den Eisen-Kessel verschieben“.
Seltsam dachte Koko und wurde immer Neugieriger. Aber diese ungezügelte Neugierde wurde ihr alsbald zum Verhängnis.
Am Mittag des darauffolgenden Tag, Schwiegermutter Mond war fest eingeschlafen, konnte die Ehefrau von Morgenstern ihre Neugierde nicht mehr zügeln und vergaß die mahnende Worte von Schwiegermutter Mond. Ich muss es einfach Wissen waren ihre Gedanken. Will sehen was passiert wenn ich den Eisen-Kessel verschiebe.
Mit erheblichen Kraftaufwand schob sie den Eisen-Kessel zur Seite und war zunächst steif vor Schreck was sie sah. Koko, die junge Blackfoot – Frau, genannt Heller Stern in der Nacht holte fast keine Luft mehr.
Zu ihrer Überraschung konnte sie durch ein Loch, welches durch den Eisen-Kessel versteckt war, hinab sehen zur Erde sehen.
Sah ihr Dorf. Die Grüne-Prärie. Die frisch gepflügten Ackerfelder ihres Dorfes. Viele bunte blühende Blumen in herrlicher Farbenpracht mit all den bemalten Tipis, die hell leuchteten im Licht der Sonne.
Es überfiel mit aller Macht eine unendliche Traurigkeit und Heimweh zur Familie. Eigentlich wäre sie jetzt viel lieber wieder im Dorf. Zurück zukehren, dass wäre schön. Aber wie?
Als Sonne, der Vater von Morgenstern, diesen Ungehorsam vernahm, einfach Ratschläge zu Ignorieren, befahl er Koko zusammen mit ihren Sohn Kleiner Stern: “Du musst zur Erde zurückkehren als Strafe für deinen Ungehorsam. Nie wieder wirst du deinen Mann, meinen Sohn Morgenstern wiedersehen“.
Die junge Blackfoot-Frau, Sohn Kleiner Stern wurden sofort in ein Bison-Fell gewickelt und an einem Lederriemen durch das Loch hinab gelassen. Hinab zur Erden-Familie.

Bevor die Grüne-Prärie mit duftenden Gras beide wieder aufnahm, zwängte der neugierige Knabe seinen ungeschützten Kopf aus dem Bison-Fell. Ein fataler Fehler mit Folgen!
Im gleichen Augenblick schnitt der Riemen sich in sein Gesicht und hinterließ eine fürchterliche Narbe. Von jenem Augenblick an, hieß er beim Stamm der Blackfoot:“ Poia“.
Poia das Narbengesicht!
Mit dieser hässlichen Narbe wuchs nun Poia bis zur Reife auf. Als heranwachsender Krieger mit entstellenden Gesichtszügen beschloss Poia zu seinem Vater Morgenstern zu reisen, um dieses Narbengesicht für immer zu beseitigen.
Nach langer Reise und viel Mühsal, gelangte Kleiner Stern an eine ihm völlig unbekannte Felsenküste. Findet den Lichtpfad, die sogenannte Himmelsleiter die ihn über das große Wasser bis in den Himmel zu Morgenstern seinen Vater führte.
Poias Bitte, die Narbe zu entfernen,wurde sogleich von Morgenstern erfüllt. Befreit von seiner Hässlichkeit und mit hübschen Gesichtszügen, kehrte Kleiner Stern zurück ins Dorf der Blackfoot, wo er alsbald um die Hand der Häuptlings-Tochter „Leotie, genannt Blume der Prärie“, bat und diese heiratete.
Zum Zeichen ihrer gemeinsamen Liebe entstanden am Himmel Abendstern und Morgenstern ihre Sterne-Kinder.




Denn der Abend ist nicht gleich dem Morgen. Jedoch beide, der späte Abend und der frühe Morgen brauchen die Nacht zu einem neuen Tag wie der frühe Vogel seinen Zweig zum fröhlichen Gesang.
Koko, der Helle Stern in der Nacht, wurde wieder freundlich von Vater Sonne aufgenommen. Musste aber versprechen, sich immer am zugewiesenen Platz aufzuhalten und leuchten. Sie versprach es.
Seid jener Zeit steht Koko genannt Heller Stern in der Nacht zur Orientierung aller Erdbewohner immer am selben Platz. Es ist „Quiami“ der Polarstern für jeden sichtbar, am Nordhimmel.wenn er durch die Wolken scheint.
Die Menschen nennen ihn auch „Wintook Poot See“ der Nord-Stern. Kleiner Bär und Großer Bär passen auf Koko auf, dass sie sich nicht fortbewegt ob ihrer ehemaligen Neugierde.
Eine alte Geschichte wird ergänzt durch eine neue Geschichte. Die alten Geschichten der Ahnen sollten aber im Herzen weitergetragen werden. Durch eine Geschichte wird der Himmel voll von lebendigen Dingen in Fantasiewelten.
In Fantasien ziehen die Sterne-Geister durch das Universum und hinterlassen ihre Spuren am Himmel und erzählen ihre Geschichten vom Unendlichen. Einige Sterne sind wie Vögel, die in wärmere Gefilde reisen. In Bewegungen endloser Kreise. Wiederkehrend in einer endlosen Reihenfolge.
Andere Sterne sind wie Menschen. Auf endlosen Kreisen, die Suche nach den ewigen Jagdgründen.


Diese Geschichte stammt vom Stamm der Blackfoot-Indianer, die bei Alberta in Kanada leben und ich versuche diese Geschichte im ungefähren Wortlaut wiederzugeben, um erneut von Erzählern weitergegeben zu werden, so dass diese und viele andere Geschichten-Erzählungen nicht verloren gehen.

Sidny Beca – Apache / Medizinmann:
(...) verlieren wir unsere Geschichten-Erzählungen, verlieren wir unsere Sprache.
Wenn beides verloren geht, verlieren wir alles.


 

Heinz-Dieter Pawelzik

Stand 2015

 

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