Am See


Heinz-Dieter Pawelzik

Die ersten klaren Frostnächte ließen an den Ufern des Großen Sklavensees die Mischwälder, vor allem des Kanada-Ahornbaumes in voller bunter Pracht erwachen. Ein Farbspiel von Mutter-Natur als Künstlerin besonders herausgeputzt für ein letztes Schauspiel bevor der Große Winter mit seiner Winterkleidung, die alles Leben zudeckt kommt.
 

So wird es berichtet, überliefert im Indianer Land der Slavey. Ein Stamm der seit undenklichen Zeiten dort lebt. Eine Geschichte, die man sich an den Lagerfeuern erzählt, vom Großen Schnee im Nordland. Schneefedern, die so sanft daherkommen, sind Signale für die lange Zeit der Kälte. Zeit für die anstehende Winterjagd mit all den Vorbereitungen. Lange Zeiten von Einsamkeit und den anstehenden Geschichten von Ahnen und ihren Geschichten. Alles Geschichten voller Spannung und Wissensdurst. Wie waren, oder gingen all diese Erzählungen, Sonderbar geschilderten Ereignisse aus? Kennt man diese Erzählungen? Wie wird sie erzählt? Der Erzähler, der sicherlich schon an vielen Lagerfeuern gesessen, nahm Platz.  Würdevoll und Gelassen.
Ein alter Weiser Mann, sein Gesicht wie eine Landschaft zerklüftet  und von vielen Wintern gezeichnet. Ein jedoch sanfter Blick sah herausfordernd in die anwesende Runde und begann zu erzählen. Die Gesichter zum Feuer zugewandt und in wärmenden Decken eingehüllt hören, in einem Kreis hockend, angespannt und voller Erwartung zu. Der Weise Mann spricht mit betont leiser Stimme,, aber mit einer wunderbaren Art und Wortgewandtheit, alle mussten sich Anstrengen um zu hören, seine vorgetragene, wortgewandte Geschichte.
Eine Geschichte von wundersamen Himmelswelten, sich verstehenden Tieren die miteinander lebten, Mutter Erde und vieles mehr. Also eine Geschichte zum Nacherzählen. Sie darf nicht verloren gehen. Und so schreibe ich den ungefähren Verlauf nieder, so wie diese mir erzählt wurde.
...vor längst vergangener Zeit, so der Erzähler mit einer langen Atempause, in einer dunklen Nacht voller Einsamkeit, fielen die ersten Schneeflocken mit ihren sanften Schwingen vom Himmel kommend, lautlos zur Mutter-Erde hinab um diese mit eine Weiße Decke zu überziehen. Die Weiße Decke ausbreitend, viel Flocke auf Flocke. Die Tage und Nächte schienen nicht zu enden. Alles schien eine endlose Zeit  zu werden.  Himmelsboten als Schneeflocken getarnt, fielen ohne Pause und die Schneedecke wurde höher und höher alles verschlingend unter eine Weiße  prachtvolle Decke. Endlos hoch für alle Pflanzen, Büsche, Bäume und Tiere die schon erstickten und vor Kälte starben. Die Hungersnot unter ihnen tat ihr übriges.
Die gesamte Tierwelt hatten große Mühe Nahrung zu finden. Derweil immer mehr starben, beschlossen die Vertreter des Tierrates, Botschafter in die Himmelswelt zu entsenden die Erkunden sollten, was die lange Nacht, eine anhaltende Dunkelheit die nicht aufhören wollte, und den Großen Schnee im Nordland verursachte. Ein Beschluss wurde schnell gefasst. Die Zeit drängte und die Not zum Überleben wurde immer größer. Ein Mitglied jeder Familie von Tieren, Vögeln und Fischen die am Großen Sklavensee lebten, wurden ausgesucht zur Reise in die für sie unbekannte Himmelswelten. Diejenigen, die nicht fliegen konnten, wurden von den anderen auf den Rücken getragen, so dass auch diese ihre Reise beginnen konnten So gelangten alle himmelwärts Reisende bis zur großen Falltür.
Seltsame, atemlose Stille. Die Falltür öffnet sich ganz allein wie von Geisterhänden bewegt und gab den Blick frei in eine für die Ankömmlinge nie gesehene Himmelswelten. Von nun an hörten die im Kreis sitzende Zuhörer angespannt zu. Sie vergaßen ihre Umwelt ganz. Kleine Schneeflocken, die frühen Boten des heran nahenden Winters nahmen sie nicht war. Keine Kälte spürend verlangten sie nach mehr als der Erzähler eine Pause zum Nachdenken einlegte.
 

Komm erzähle weiter! Wie geht diese Geschichte aus? Was wird mit den Ankömmlingen? Was wird als nächstes Passieren? Ungeduldig forderten die Zuhörer die Fortsetzung, und der Weise Geschichtenerzähler ihres Stammes begann wieder zu Berichten mit gewohnt, leiser, aber mit einer Stimmlage, die alle bisher so fasziniert hatte, so dass sie wieder gebannt an seinen Lippen hingen. Hört gut zu und merkt euch alles was ich euch weiterhin erzähle. Neben dieser, wie bereits erwähnten Falltür zur Himmelwelt, stand eine große, massive Hütte die nur allein für den Schwarzen Bär gebaut wurde. Für niemanden anders zugänglich, denn es war seine eigene Himmelhütte die er bewohnte.
Viele Balken unterstützten seine Festigkeit und war so für Ewigkeiten gebaut. Hat diese Himmelshütte Schwarzer Bär selbst gebaut fragten einige, und unterbrachen den Erzähler, so dass einige Zuhörer sofort murrten. Sie sollen nicht solch dumme Fragen stellen! Es ist doch schließlich egal wer die Hütte gebaut hat! Wir wollen  höre wie es weiter geht mit dieser spannenden Geschichte, deren Ausgang sie schon nicht mehr abwarten konnten. Komm erzähl weiter und lass dich nicht stören von diesen Dummköpfen. Also ging es wieder weiter und vollkommene Stille begleitet Weisen Mann bei seiner Fortsetzung dieser wahrscheinlich lehrreichen Geschichte zum weiter erzählen. Nichts darf überhört sein.
Also, so begann er wieder; ...oben an den sogenannten, bereits erwähnten Quer-Balken, hingen in loser Reihenfolge nebeneinander sorgfältig in unterschiedlichen Größen aufgehangen, seltsam aussehende Säcke mit unterschiedlichen aussehenden Formen die viele jetzt endgültig Neugierig machten. So waren es: Dicke, Dünne, Große, und manche waren fast schon winzig klein. Man musste schon genauer hinsehen um sie zu bemerken da sie schon in schlecht einsehbaren Ecken hingen. Waren diese besonders Wichtig? Oder einfach nicht so Wichtig? Dort hingen alle in den verschiedensten Variationen, Formen oder auch Farben. Ihr aussehen, die Art wie diese Sack-Gebilde dort an den Quer-Balken hingen, irritierte alle Ankömmlinge aufs äußerte. Die Neugierde zu wissen was all dieses zu für einen Sinn habe, wurde immer größer. Letztlich baten sie um eine Erklärung zum besseren Verständnis dieser eigenartigen Situation im Haus des Schwarzen Bär. Als sie endlich den Mut fassten zu fragen, was diese für sie nicht verständlich, angebliche doch etwas unordentliche Sack-Gebilde zu bedeuten habe; ja dort enthielte als Inhalt, gab Schwarzer Bär seine Erklärungen dazu ab, für alle Verständlich. So erklärte in verständlicher Weise für alle die es wissen wollten;
Insgesamt waren es fünf Säcke. Alle Säcke sind unterschiedlich gefüllt. Die einen mehr, andere wiederum weniger. Aber alle Inhalte haben eine Aufgabe und sind zu bestimmten Zwecken gefüllt.
In zwei Säcke waren unterschiedliche Winde, die bei Bedarf hinaus gelassen werden. Mal sanft, mal stark. Und wieder eine Pause seitens des Weisen Manne vom Stamm der Slavey. Voller Erwartung auf die Fortsetzung seiner Geschichte, saßen die Zuhörer am wohlig warmen, voller Glut knisternde Feuerstelle. Es wurde Holz nachgelegt und die ungewöhnliche Geschichte nahm ihren weiteren Verlauf und der Weise Geschichtenerzähler führte mit seinen Visionen vom Großen Schnee im Nordland die im Kreis sitzende Zuhörer in eine Welt von  fantastischen  Vorstellungen. Eine Phantasie-Reise mit realen Hintergründe für eine ferne Zukunft von unzähligen Geschehnissen die eintreten werden. Weiter fortfahrend  mit unbeweglicher Mine, erklärte voller Spannung die nächsten zwei Säcke, die besonders schwer und prall gefüllt am Quer-Balken hingen.
 

Sie enthielten den Regen und die Kälte. Diese prallen Säcke wurden ebenfalls nur bei Bedarf benutzt, oder eingesetzt, wenn es nötig wäre. Aber wirklich nur, wenn es nötig wäre betonte der Weise Mann. Aha dachten sofort die Neuankömmlinge. Sollte hier die Lösung für unser Problem, Mutter-Erde sein? Könnten hier an Ort und Stelle alle Probleme gelöst werden? Findet alles ein Ende? Eine heftige Diskussion brach unter den Tieren aus. Manche stritten so heftig untereinander zur weiteren Vorgehensweise ihrerseits, mit ihren verschiedenen Meinungen und Ansichten, bis das Schwarzer Bär zornig um Ruhe bat Augenblicklich trat sofort, aus Respekt gegenüber Schwarzer Bär als Himmelbewohner, Ruhe ein.Wortführer der versammelten Tiere, Schwarzer Rabe, fragte trotzdem immer wieder nach, was in dem fünften besonders großen Sack war. Schwer und sicherlich, vielgestaltig im Inhalt, lockte er schon beim Hinsehen die Neugierde unter den Betrachtern hervor. Schwarzer Bär weigerte sich aber ihnen zu verraten, was im Letzten, nämlich der letzte fünfte Sack als Inhalt verbarg. Die Neugierde wurde fast Unbezähmbar , so dass sie es nicht mehr aushielten und auf eine günstige Gelegenheit warteten, um sich des fünften Sackes zu bemächtigen. Die Gelegenheit bot sich förmlich an, als Schwarzer Bär für eine kurze Weile nach draußen ging.
Sofort nahmen die besonders Neugierigen unter ihnen die es nicht mehr aushielten,den letzten Sack und warfen ihn durch die Falltür auf die Erde hinab ohne an die Folgen, die mahnende Worte, besonders den Ratschlag des Schwarzen Bären in Betracht zu ziehen, welche Folgen eventuell eintreten könnten. Ein schlimmer Fehler den sie machten. Die Folgen waren nicht mehr wieder gut zumachen in ihren Auswirkungen.
In dem Sack waren eingeschlossen und wohl sortiert, die Sonne, der Mond und alle Sterne des Himmelreichs. Die Sonne begann sofort mit ihren Strahlen den noch immer fallenden Schnee zu schmelzen, so dass man meinen konnte, die Wolken Weinen. Die Tiere dachten es sei ein Signal, jetzt ist die Erde gerettet dank wohlgemeinter Handlungsweise. Flogen voller Erwartung in aller, verfügbaren Eile zurück. Mutter-Erde wartete angeblich auf ihre  Rückkehrer. Die Rückkehrer nahmen keine Rücksicht untereinander. Viele verletzten sich dabei. Der Biber riss sich den Schwanz auf, und sein Blut spritzte umher. So auch auf den Luchs, der voller Zorn biss. Der Elch stieß sich die Schnauze, so dass er schwer-atmend eine Pause einlegen musste und zurück blieb. Sogar der starke Büffel rammte sich sein Hinterteil so schwer, dass er nicht mehr weiter konnte und um Hilfe bat. Vergebens rief er ständig um Beistand, was jedoch niemand für nötig hielt, obwohl sie alle gemeinsam losgezogen waren und der Büffel mit seinen starken Rücken viele hinauf in die Himmelswelt trug. Es kam noch Schlimmer.
Das freundliche, friedliche Leben am Sklavensee hatte ein Ende gefunden. Ein böses Erwachen für alle Tiere, und der Weise Erzähler machte ein bedeutsame Pause zum Nachdenken. Niemand war eingeschlafen, oder hörte nicht zu.Im Gegenteil. Eine Erwartungsvolle Stille am Lagerfeuer. Die Feuerstelle in ihrer Mitte drohte zu erlöschen. Die Anspannung stieg. Erzähl weiter forderten einige Ungeduldig. Wir wollen wissen wie diese Geschichte endet. Keiner legte frisches Holz nach, so dass erst ein  Hinweis nötig war, es geht aus, Holz nachgelegt wurde. Als Ruhe einkehrte, das Feuer wieder seine wärmenden Strahlen verteilte, fuhr der Erzähler ein versteinertes Gesicht durchfurcht wie Landschaften, mit seiner restlichen Geschichte fort, deren Ausgang alle erwarteten. Aber wie ging diese spannende Geschichte aus?  Hört gut zu und erzählt immer wieder diese Geschichte, all diejenigen die nicht zufrieden sein können und meinen immer Streiten zu müssen.


...als das Schmelz-Wasser abgeflossen war, der Regen zu ende, merkten die Fische, das sie nicht länger an Land leben konnten, weil andere Tiere sie fraßen. Die Vögel fühlten sich nur oben in den Bäumen sicher, und alle hatten plötzlich ihre Probleme untereinander, so dass sie sich ihre passende Plätze suchten. Es kam noch viel ärger. Vielgestaltig war plötzlich ihre Sprache. Die gemeinsame Sprache war ihnen abhanden gekommen. Vögel, Fische, sowie alle die immer miteinander gesprochen haben,  konnten nicht mehr Verstehen was der Andere sprach. Jede Tierart führte von nun an ein Eigenleben; angepasst an die Naturgewalten. Gab die Erden – Mutter nicht den richtigen Platz frei zum Überleben, starben sie.
Schwierige Zeiten für immer und alle Tiere waren jetzt vorgegeben. Ein jeder beanspruchte seinen Platz. Niemand wollte ihn hergeben. Kurz darauf kamen die ersten Menschen zum See, und der Friede war endgültig vorbei.
Als der alte Weise Mann seine Geschichte diejenigen im Kreis sitzenden Zuhörern zum überlegen ließ, und das Feuer wiederum drohte auszugehen, kamen immer mehr neue Neugierige aus dem Dorf der Slavey zur Feuerstelle. Erzähl uns auch eine Geschichte. Eine Geschichte die wir noch nicht kennen. Plötzlich wollten immer mehr Stammesangehörige eine neu Geschichte hören. Die Alten, die Jungen, Kinder, einfach alle. Bitte erzähle noch eine Geschichte riefen alle durcheinander.
Nun gut. Werft neues Holz in die noch vorhandene Glut und sucht euch einen bequemen Platz aus zum Zuhören. Das Feuer loderte hell auf. Immer wieder wurde Holz nachgelegt, und jeder Neuankömmling fand seinen Platz. Mit Spannung und erwartungsvoller Einstellung, warteten alle auf die neue Geschichte des erfahrenen Erzähler. Als die Stille und Anspannung nicht mehr zu ertragen war, begann er die neue Geschichte. Wohlige Wärme, wärmende Feuerstrahlen taten ihr übriges.
Knackende Feuerscheite, von den lodernden Flammen des Lagerfeuer wirkten die Gesichter der Anwesenden  unheimlich. Die überflutende Dunkelheit, eine Lichtung voll mit neuen Zuhören, vermittelte Spannung pur. Einige wurden inzwischen schon Ungeduldig und tuschelten leise mit den Nachbarn.
Das Gesicht des Weisen Mannes, der Erzähler war irgendwie Maskenhaft starr. Ein Gesicht von vielen Wintern gezeichnet und dämonisch ausgeleuchtet von flackernden Lichtreflexen die vom Feuer ausgingen. Fast wie in Trance hob er die Arme. Beide Handflächen zum Feuer haltend, bat er irgendwie autoritär, obwohl kein Wort über die Lippen kam, um Ruhe. Augenblicklich trat eine vollkommene Stille ein, die eine Atmosphäre des Welten-Raum mit seinen Geist-Wesen erzeugte.
Keiner verspürte die Kälte. Keiner registrierte die frühen Schneeflocken, die Vorboten von immer wiederkehrenden Jahreszeiten des langen Winters. Auch Vorboten vom Sterben in endlosen, dunklen Nächten.
Klar und deutlich mit weithin wohltönender Stimme, die aber immer noch im weichen Singsang erklang, angenehm für alle Anwesenden zuhören. Nun hört gut zu. Es wird für heute die letzte Geschichte sein. Eine Geschichte, die man sich bei unseren Stammesbrüdern, der Seneca, erzählt.
Eine Geschichte vom Sprechenden Stein. Der sogenannte Felsen-Stein. Eine Geschichte vom Sprechenden Felsen-Stein und Kleine Weiße Wolke, der in späteren Jahren nicht nur ein eleganter Jäger wurde. Stammes Häuptling,  Medizin-Mann und Schamane nach einer Vision wurde. Sein direkter Nachfahre von Kleine Weiße Wolke, ihr kennt ihn alle.  Es war „Tatanka Lyotake“, oder auch „Sitting Bull“ genannt. Den echten wirklichen Indianer, der jemals gelebt hatte. Alle erschauderten in stiller Ehrfurcht vor diesen Namen. Hat das etwas mit unserer Geschichte zu tun fragte ein Zuhörer zaghaft?


Seit nicht so Ungeduldig. Hört zu. Ja, es hat etwas mit uns und Kleine Weiße Wolke zu tun. Stille, keiner wagte zu stören. Das von vielen Wintern gezeichnete Gesicht, Landschaften von Erlebnissen geprägten, und ein langes Leben in der Wildnis, wurde etwas weicher und seine dunklen Augen strahlten eine innere Wärme aus, die allen scheinbar gut tat. Die Zuhörer entspannten sich merklich. So begann er erneut seine Geschichte von Kleine Weiße Wolke, der mit den Felsen-Stein sprechen konnte, zu erzählen.

...) als Kleine Weiße Wolke ein reifer Mann war, ging er zum sprechenden Felsen-Stein, sein Freund und Ratgeber, um zu fragen warum so viele Stämme verfeindet sind. Viele unterschiedliche Sprachen sprechen. Ihre Bräuche so unterschiedlich sind.
Der sprechende Felsen-Stein überlegte nicht lange. Kleine Weiße Wolke musste sich hinsetzen. Aufmerksam, voller Interesse vernahm er die Geschichte von Häuptling Bär und seinen Stamm.

Die Geschichte Häuptling Wathabe ...genannt Großer Bär
...denn der Abend ist nicht gleich dem Morgen. Jedoch beide, der späte Abend und ein früher Morgen brauchen die Nacht zu einem neuen Tag wie der frühe Vogel seinen Zweig zum morgendlichen  Gesang. Gesang im Morgentau des Erwachen. Eine einfache Melodie aber vollkommener Gesang weit schallend durch den Raum von unendlicher Himmelsphäre. Mit der kleinsten Blume fing deine Existenz an; du bist wie ein Sämling, lebendig und wachsend am richtigen Ort eingepflanzt. Gesegnet von den Geistern des Windes und an einem Fluss, der sich an seine Erden-Mutter schmiegt und dich leben lässt.
Es ist die Geschichte von Häuptling Wathabe, genannt der Große Bär, der mit den Bären sprechen konnte; es waren seine Brüder und Schwestern, bis zu den Tag als er seinen Bruder Bär, es war der Revier-Bär am Fluss der Lachse, im Kampf tötet und unsere Ahnen ihre Jagdgründe verloren. Ihre gemeinsame Sprache nicht mehr sprachen, sowie alle ihre gemeinsamen Familienbande verloren. Wie der Wind die Blätter in alle Richtungen weht, wurden seine Stammesgruppierungen zerstreut. Für immer geteilt um neue Stämme zu gründen, Keiner verstand den anderen  Nichts war mehr wie in frühen Zeiten. Wurden Feinde untereinander um  Jagdgründe, die nicht mehr geteilt wurden. Ihr Leben war nicht einfach.
Es war die Zeit wiederkehrenden Lachse zu den Laichplätzen. Mensch und Tier teilten sich die Fangreviere am großen Fluss der Lachse. Eine stille Vereinbarung zum teilen ihrer Fangbeute galt für alle, bis Häuptling Großer Bär einen schweren Fehler machte. Er fischte im besten Fangbereich des Revier-Bären und die Beute für seinen Stamm beanspruchte was der Revier-Bär nicht zuließ.
Sie gerieten in einen heftigen Streit. Letztlich kam es zum Kampf miteinander um die besten Fangreviere am Fluss der Lachse. Häuptling Wathabe, genannt Großer Bär, tötet schließlich seinen Bruder, den Revier-Bären mit den er eine jahrelange brüderliche Freundschaft hegte und immer zur Zeit der Lachse ihre Fangreviere achteten. Gemeinsam die Fangbeute teilten in guten wie in schlechten Fangzeiten.
Von nun an war Häuptling Großer Bär nicht mehr der gleiche. Saß oft Tage im  Erwachen der Morgenröte bis zum späten Abendrot verschlossen, mit niemanden sprechend, am Fluss der Lachse; Lebensraum seines Stammes. Eines Tages ging Häuptling Großer Bär bei hereinbrechender Dunkelheit in den Wald. Niemand wusste wohin und er kam auch nicht mehr wieder.


Große Stille am Lagerfeuer des Erzählers. Wohin ging Großer Bär? Niemand wusste eine Erklärung. Der Weise Erzähler konnte es auch nicht erklären und seine Geschichte ließ alle still werden. Alle wurden Nachdenklich. Kamen ins Grübeln ob der Gerechtigkeit und gegenseitige Achtung untereinander. So wurde alsbald der blaue Himmel über Ihnen, ein klarer Himmel mit seinen friedlich dahinziehenden Weißen Wolken dunkel und traurig Seine Farbe Grau wurde immer dunkler. Die Wolken bedrohlich Schwarz und kein Sonnenstrahl durchdrang diese Finsternis des Bösen. Die dunklen Wolken begannen zu weinen.  Tropfen um Tropfen.
Tränentropfen die den Fluss füllten und das Dorf von Häuptling Großer Bär überflutete. Alle Stammesmitglieder rannten um ihr Leben. Es war ganz still am Lagerfeuer des Erzählers.
Die Pause war schon Einigen zu lang. Die Anspannung unter den Zuhörern wurde unerträglich so dass einige wieder Ungeduldig wurden. Komm erzähle weiter forderten sie teilweise Unwirsch den Weisen Mann auf. Seid nicht so Ungeduldig war seine heftige Reaktion, und er erzählte weiter seine Geschichte über Häuptling Bär und seinen Stamm. Nachdem sich alle beruhigt hatten, vernahmen die im Kreis sitzenden Zuhörer eine Fortsetzung dieser Geschichte über das Drama was sich nun abspielte. Die Grauen Wolken weinten stetig weiter und der Fluss wurde ein großer See, so dass viele ertranken.
Ein jeder raffte seine Habseligkeiten zusammen und floh soweit es noch ging. Keiner nahm Rücksicht auf den Anderen. Liefen in allen Himmelsrichtungen. Viele verloren sich aus den Augen. Tiere ertranken im großen Wasser, und der Wind sang seine Melodie vom der Ertrunkenen. Die Einsamkeit nahm ihren lauf und die Verzweiflung war groß. Die restlichen überlebende Stammesangehörigen gerieten in großer Not. Die  Hungersnot machte sich breit unter ihnen und traf jeden. Seit diesen Tag waren auch keine Fische, geschweige Lachse im Fluss. Der Weise Erzähler holte tief Luft und mit einer sonderbaren Betonung in seiner Stimme, die ein Schauern unter den Zuhörern hervor rief,  und mit viel Gestiken seiner Arme beschrieb er wie der Fluss seine Urgewalt verlor und immer kleiner wurde. Schließlich so klein, dass er austrocknete und letztlich gänzlich Verschwand. Die Not ohne Wasser war so Groß, das die  Überlebende, am angestammten Platz des ehemaligen Dorfes zurück gebliebenen, die Jagdreviere wechselten und sich dabei gänzlich aus den Augen verloren.
Kein Adler flog mehr. Kein Tier konnte den Durst stillen und starben. Die Not im Winter war groß. Die immer noch zornige Schwester des Mondes schickte zum Erwachen des Frühlings so heftige, heiße Finger-Strahlen zur Erden-Mutter herab, dass Schmelzwasser alles restliche Leben ertrinken musste. Aber damit nicht genug. Die Sonnen-Mutter lenkte ihre heißen Finger auf alles Feuchte bis alles verdampft war und nur die ausgedörrte Erden-Mutter ohne Leben war. Die ehemals blühende Landschaft war tot. Kein Baum oder Strauch. Kein Tier. Nicht war mehr wie zuvor. Häuptling Wathabes Stamm war ausgelöscht.
Eine lange Pause des Erzähler erfolgte. Keiner wurde Ungeduldig. Im Gegenteil. Erschrocken über das Gehörte, machte jeder für sich selbst seine eigenen Gedanken. In dieser angespannten Stille-Situation, erhob der Weise Erzähler ein letztes mal eine Stimme und fuhr fort mit seiner Geschichte von Kleine Weiße Wolke, das Antwortgespräch mit dem sprechenden Felsen-Stein. ...)letzte Stammesmitglieder kannten sich nicht mehr. Sprachen für sie selbst nicht mehr verstehende Sprachen und gründeten neue Stamme in allen Himmelsrichtungen verteilt. Bekämpften sich untereinander um Jagdgründe und fette Beute. Wurden  von Neid geplagt wie einst Häuptling Wathabe. Genannt Großer Bär der seinen Bruder Revier-Bär getötet hat. Niemand konnte in Frieden leben. Die Gemeinsamkeit fröhlicher Tage waren vorüber.
 

...) denn der Abend ist nicht gleich dem Morgen. Jedoch beide, der späte Abend und der frühe Morgen brauchen die Nacht zu einem neuen Tag wie der frühe Vogel seinen Zweig zum fröhlichen Gesang. Kleine Weiße Wolke verstand nun die Geschichte und beschloss eines Tages, alle Stämme wieder zu vereinigen. Es war sein letztes Gespräch mit Felsen-Stein. Nie mehr gab der sprechende Felsen- Stein eine Antwort.
Als das Lagerfeuer, welches zuvor hell lodernd alle im Kreis sitzenden Zuhörern seine Wärme spendete, nun langsam erlosch wurde es still. Keiner der Anwesenden legte neues Holz zum Erhalt des Feuers nach. Verglimmende Holzglut ließ die teilweise in Tüchern eingehüllten Körper wie gespensterhafte Wesen in der Dunkelheit aussehen. Zunehmende Kälte drang in die sitzende Dorfbewohner ein, so dass einige nachdenklich sitzende Zuhörer fröstelnd noch näher an die Feuerstelle heranrücken ließ. Stille. Eine Stille, die fast schon unheimlich war. Nur die Nacht mit ihren eigenen Melodien als Gesang war zu hören. Keiner wagte zu flüstern, sich zu räuspern oder gar aufzustehen,

Der Weise Geschichten-Erzähler erhob sich. Stand wie ein knorriger Baum im Licht der verglimmenden Glut jedoch für alle Sichtbar, vor den angespannten Zuhörern.
Eine letzte Handbewegung wie zum Gruß erhoben. Das war meine letzte Geschichte; ...nicht nur für heute die ich erzählt habe. Es wird kein Geschichte mehr geben. Warum fragten einige? Was ist mit Sitting Bull? Seine Geschichte? Diese wird irgendwann von unseren Enkeln oder vom Weißen Mann geschrieben. Worte wie es tatsächlich war. Seine Antwort klang endgültig. Ich bin der Letzte des einst stolzen Stamm der Pawnee. Deren wir so viele waren. Sternen-Kinder aus Himmelsphären kommend. Ich bin der letzte deren Sprache ich noch spreche. Nach mir wird es niemals eine Geschichte in unserer Sprache geben. Sagte es mit ernster Mine und ging in die Dunkelheit hinein. Davon in die schwarze Nacht mit seinen glitzernden Sternen-Kindern die freundlich auf uns herabschauten.


Legende
Die Pawnee-Indianer waren eine der größten Büffel jagenden Nationen der amerikanischen Prärie. Ihr Gebiet lag im Zentrum von Nebraska und im nördlichen Kansas. Um die Wende des 18. Jahrhunderts gab es mehr als 10000 Pawnee. Zwei Jahrhunderte später umfasste die Bevölkerung nur noch 500 Stammesmitglieder. Krankheiten, Kriege, und die Umsiedlung in Reservate im Indianer-Territorium  von Oklahoma im Jahr 1876 hatten zu diesen Rückgang.
Heute beläuft sich ihre geschätzte Anzahl von Stammesangehörigen auf etwa 2500.
Einzigartig war ihre Kultur-Geschichte. In der Pawnee Mythologie war ein Schwerpunkt, ihrer Abstammung das sie den Sterne zumaß. Die Pawnee Kultur beinhaltet, und sie glaubten fest daran in besonderen Riten, dass sie von den Sternen erschaffen worden waren, und dass sie selbst sich am Ende der Welt in Sterne verwandeln würden. Der höchste Schöpfergott war “Tirawahat“ als Geist-Wesen, der die Weite des Himmel geschaffen hat. Zusätzliche Gottheiten waren Sonne, Mond und Abendstern. Die Priester-Schamanen waren das Verbindungsglied zwischen der irdischen und des Überirdischen Welterbauer.
Bis zum Jahr 1891 war ein Großteil der traditionellen  Pawnee-Kultur verloren gegangen. Die letzten Priester-Schamane, die mit den großen Ritualen vertraut gewesen waren, waren ausgestorben. Die Zuflucht in so genannten Geister-Tänze war endgültig um 1930 vorbei.
Die Letzten, die noch ihre Sprache beherrschten, starben in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts.
 

 


Zusammengefasst u. bearbeitet: 

Heinz-Dieter Pawelzik

Stand 2014

Alle Bilder sind handgemalt und urheberrechtlich geschützt (Urheber H.-D. Pawelzik).
Jede Nichtbeachtung des Copyrightgesetzes wird strafrechtlich verfolgt.
 
 

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