Präsenz des Mythos oder die archaische Denkweise


...wenn der menschliche Leib seinen Ursprung in lebendiger Materie hat, die vor ihm existierte, dann wird die geistige Seele umgehend von Gott geschaffen.
 
Papst Johannes Paul II


Schöpfung
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde , und die Erde war wüst und leer;
und es war finster auf der Tiefe und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Und Gott sprach:
Es werde Licht, und es ward Licht; Und Gott sah, dass das Licht gut war.
Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht >Tag<, und die Finsternis >Nacht<. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
Genesis - 1.Buch Mose/Altes Testament



Gedanken
Die Erschaffung des Universums bedeutet die Erschaffung der Zeit.
Am vierten Schöpfungstage setzte Gott den dem biblischen Buch zufolge, Lichter an den Himmel um den Tag von der Nacht zu scheiden und als Zeichen sowohl für Festzeiten als auch für die Tage und Jahre.
Diese Erzählung von der Erschaffung der Welt in sieben Tagen nahm man ganz wörtlich, bis wissenschaftliche Entdeckungen im 18.Jahrhundert, vor allem im 19.Jahrhundert, derartige Zweifel an der Richtigkeit aufwarfen, so dass man sie nicht länger unkritisch hinnahm, oder weiterhin übernehmen konnte.
Entscheidend an ihr ist aber, dass sie Gott als Schöpfer des Alls hingestellt und den Dingen dementsprechend ihren Sinn zuweist.
Viele heutige Christen betrachten die Hölle als reinen Mythos, und was den Himmel angeht, so verurteilten schon die älteren christlichen Theologen die meisten Vorstellungen, die der Durchschnittsglaube mit diesem Bild verknüpfe. Nicht selten schalten Prediger ihre Gemeinden, weil deren Mitglieder sich den Himmel dazu konkret als eine Art verbesserter Auflage ihres irdischen Dasein ausmalten.
Für die Theologie ist der Himmel keine Stätte, sondern eher ein Zustand, der Zustand der Gemeinschaft mit Gott.



Legende
Welchen Grund mag der Demirurg, der Schöpfer des Weltganzen gehabt haben, den Kosmos zu ordnen? Er wollte, das alles so gut wie möglich sei. Da aber alles Sichtbare in ordnungsloser Bewegung war, brachte er es in einer Ordnung, da ihm dies besser erschien. Als Bestes aber erschien ihm nur das Schöne. Er fand, dass nichts schöner sei, als ein mit Vernunft erfülltes Ganzes, dass aber ohne Seele nicht Vernunft haben könne. Deshalb gab er der Seele die Vernunft und der Materie die Seele. Daraus gestaltete er den Kosmos, damit die Natur das schönste und das beste Werk sei. So schuf der Demirurg die Welt als ein beseeltes,  vernunftbegabtes Lebendes. Das Geschaffene aber muss körperlich, sichtbar und greifbar sein. Nichts aber wird ohne Feuer sichtbar noch ohne Erde anfassbar sein. Deshalb schuf der Demirurg das Weltall aus Feuer und Erde. Es ist aber unmöglich diese beide Elemente ohne eine Vermittlung miteinander zu verknüpfen. Das schönste Band aber muss Feuer und Erde mit sich selbst in einem guten Verhältnis vereinigen. Damit etwas Festes entsteht, sind aber zwei Vermittler notwendig.
Deshalb fügte er zwischen Feuer und Erde die Elemente Wasser und Luft ein. Er schuf die Elemente so gut wie möglich in gleichmäßigem Verhältnis. Feuer zu Luft, wie Luft zu Wasser und Luft zu Wasser, wie Wasser zu Erde. Als er die Elemente miteinander verknüpfte, schuf er den sichtbaren und fassbaren Kosmos. In seine Mitte setzte er die Welten-Seele ein, die den Kosmos durchdrang und auch von außen umgab. So formte er den alleinigen und einzigen Himmel, einen Kosmos drehenden Kreis, der sich durch eigene Kraft selbst befruchten konnte.
Heraklit von Ephesus erkannte schon die Größe einer Schöpfung unbekannter Art wenn er davon sprach: “Keiner der Götter und keiner der Menschen hat diesen Kosmos und zwar diese wirkliche Welt erschaffen. Immer war sie, jetzt ist sie, und immer wird sie so sein“. Ein stets lebendiges Feuer. Im bestimmten Maße flammt es auf, und im bestimmten Maße erschließt es auch wieder.
Timaso von Loki /Aus dem Platon Dialog/Griechenland 350 v.d.Zeit



Analog
Die Weltansichten des Mythos die oftmals den kultischen Verhaltensweisen zugrunde liegen oder sich dartun, können aus vielen sichtbaren,unsichtbaren Gründen als archaische Denkweisen zur Mythologie eingestuft werden. Das mythische Wort wiederholt die mythische Zeit, in der das alles Grund gelegt wurde. Er ist dazu geschaffen, in der Rezitation immer lebendig zu bleiben und seine gestaltende Kraft auf die Gegenwart auszustrahlen. In der Verkündung wird der Augenblick mit der Zeit des Ursprungs verbunden. Das mythische Wort setzt dabei die profane , verrinnende, zerstörerische Zeit außer Kraft.
Dem lauschenden wird das Bleibende geschenkt, in seiner Lebensnot wird das vermutliche Heilige, die zukünftigen Paradiese des himmlischen Gefüge einer zu erwartenden Welt des Schönen nach dem Tod aufgezeigt. Der Mythos proklamiert den Sinn in der Sprache des Rätsel. Wer sich bannen lässt, begreift und wird gelöst vom drückenden Bann der alltäglichen Rätsel. Der Mythos sagt, was war, um das zu erhellen, was ist und sein wird. Er sagt, wie sich alles verhält. In Figuren gibt er eine Deutung des Daseins. Äußerlich Wahrnehmbares wird erzählt, aber doch nicht so, dass einer meinen könnte, Menschen hätten solches mit ihren Augen und Ohren erlebt. Er erschöpft sich nicht in sich selber, sondern hat einen höheren Sinn. Damit ist ein Mythos in seiner Wertigkeit, eine stete, aktuelle Bedeutung und somit also der Priorate-Stellenwert für eine Gemeinschaft.
Der Mythos erschöpft sich nicht in sich selber, sondern hat in vielen symbolischen Dingen, vor allem in religiösen Symbol-Wertigkeiten, einen höheren Sinn,mit einem nicht zu unterschätzenden Stellenwert und ist somit eine ständige aktuelle Bedeutung für die zusammengefügte Lebens-Gemeinschaft. Seine mystische Wertigkeiten beinhalten nicht nur die mystische Zeiten mit ihrer Vergänglichkeit. Das mythische Wort wiederholt vor allen Dingen in den  Erzählungen eine mythische Zeit, in der alles einmal Grund gelegt wurde in seiner Vergänglichkeit.



In dieser Vergänglichkeit einer vergangenen Zeitlichkeit, ist es dazu geschaffen, in Rezitationen und Riten, immer lebendig zu bleiben und seine gestaltende Kraft auf die Gegenwart oder für eine ferne, zu erwartende bessere Zukunft auszustrahlen.
Der Mythos gilt daher eher als eine Geschichte oder Überlieferung, die von sich in Anspruch nimmt, eine grundlegende Wahrheit über das Universum und das menschliche Leben auszusagen, und die in ihrem jeweiligen Milieu als autoritativ gilt und erscheint; Aber die diesbezügliche Wahrheit ist weder wörtlich zu nehmen, noch ist sie historisch oder wissenschaftlich Belegbar.
Seit der Mensch auf der Bühne der Geschichte erschien, hatte er das ständige Bedürfnis alles in seinem Umfeld zu verstehen, damit er sich besser anpassen konnte in seinem Lebensraum. Heute ermöglichen es die hoch entwickelten Wissenschaften, dass die Menschen die Natur erkennen und die Zusammenhänge ihrer Lebensgrundlagen im einzelnen begreifen, mit einer Perfektion zum beherrschen ihrer selbst.
Dadurch wurden sogenannte Ur-Mythen und Ur-Überlieferungen abgelöst, die früher ebenfalls die Aufgabe hatten, Ereignisse auf der Erde zu erklären. Jedoch gibt es erstaunlicherweise noch unzählige Erscheinungen, die die Wissenschaft bisher nicht erklären konnte, und die weiter ein Rätsel bleiben werden in der Unwissenheit des unzureichenden Sinn-Verstand einer Logik zum einem besseren Verstehens im Sinne des philosophischen Denken.
Diese Rätsel zum Göttlichen, der Schöpfung, haben den Menschen zu allen Zeiten beschäftigt auf Grund fehlender direkten Erkenntnisse, außer mystischer Erscheinungen oder Berichte zu Ereignissen zum Verständlichen überschritten.
Diese fehlenden Informationen ließen spekulativen mystischen Erzählungen in immer neuen Variationen neu erleben und erscheinen. Aufgrund fehlender tatsächlicher, authentisch, zuverlässiger  Informationen ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass ein großer Teil dieser Mysterien eines Tages noch enträtselt werden können oder wird. Mythos ist und bleibt ein Rätsel, so dass Spekulationen und den unterschiedlichsten Theorien einen freien Lauf gewähren zu allen Varianten und Manipulationen in einer Gesellschaft, ob gebildet oder ungebildet.



Bis heute gibt es keine offiziellen Erklärungen zu Existenz von außerirdischen Leben auf anderen Planeten und haben auch keine glaubwürdige Bestätigung von alten Ritualen wie zum Beispiel der Wiedergeburt oder Wiederbelebung von Toten nach ihrer Erdbestattung. Uns allen sind jedoch obskure Geschichten  dazu, und zu vielen anderen Themen bekannt. Sie sind aber allenfalls bei unterschiedlichsten strenger, kritischen naturwissenschaftlichen Betrachtungen nicht haltbare Vorgänge der Phantastereien oder Gedankenspiele zum Mystischen.
Sie sind somit ein Teil einer kollektiven Illusion oder Phantasie, wobei eine biologische Funktion des Unsichtbaren in einer transzendentalen Bild-Vision zur Erkennbarkeit der sichtbaren Umwelt meditativ herbeigeführt wird.
Mythologien versuchen immer in Erzählungen oder Überlieferungen eine Glaubwürdigkeit zu erreichen, die Überzeugend wirken soll in ihrer Einmaligkeit zur Einzigartigkeit, gleich einem Wunder. Dazu gesellten sich griechische Elemente religiöser und philosophische Tradition, die den Makrokosmos der Welt und den Mikrokosmos des Menschen betreffen. Dem Makrokosmos der Welt, mit seinen über die Materie angeordneten Geister und Engel-Mächten und dem jenseits thronenden Allein-Guten entspricht den Mikrokosmos des Menschen mit seiner Geist feindlichen Seele und seinem Geist-Ich, dass dem Allein-Guten entspricht.
Weiterhin ist der Mythos für den sterblichen Menschen die einzige Möglichkeit darzustellen, was mit dem umfassenden Sinn-Gefüge seiner Lebenswelt passiert, wenn sie durch die überwältigende Erfahrung einer bestimmten Gestalt des Göttlichen als ganzes, auf einen Schlag einen anderen Charakter annimmt.
Der Bericht der Bibel, nach dem Gott die Welt in sieben Tagen erschaffen hat, ist wissenschaftlich unhaltbar, genauso wie das Erscheinungsbild in einigen Religionen, vor allem bei den Naturvölkern in Afrika in ihrer Mythologie, das das Universum einem Ei entschlüpft ist, wobei der Kern des Mythos in seiner Überlieferung nicht berührt und in seiner Glaubwürdigkeit zwangsläufig auch nicht Erschüttert in der Phase des nicht Erklärbaren zum gegensätzlichen, nämlich den Beweis der Richtigkeit des Erzählers.
Da Mythen aber eng mit der menschlichen Gesellschaft verwoben sind, und von ihr wortwörtlich genommen zu werden pflegen, hat sich gemeinhin in der Praxis erwiesen, dass durch den Einfluss neuer Entdeckungen in den Naturwissenschaften, neuer Verhaltensweisen und Lebensformen Mythen an Kraft zu einer Glaubwürdigkeit verlieren. Wenn alte Mythen aber untergehen, besteht zwangsläufig ein Bedarf an neuen,, um in ihren neuen zeitgemäßen Umfeld zu Existieren und das unerklärliche Unwissen neu abzudecken in Fantasie-Bereichen einer archaischen Denkweise des Finden oder ein Suchen nach Erklärungen.
Logischerweise erfindet sich dabei ein Mythos, den Fantasie-Bereichen angepasst, immer wieder neu oder wird neu erfunden.
Mythen florieren, welken und sterben in einem bestimmten Rhythmus ab, um neue entstehen zulassen. Oftmals werden alte wiederbelebt, um neue Mischformen aus alten und neuen Elementen herzustellen, wenn sich die Zeiten ändern oder Kulturen sich miteinander vermischen.
Wie erwähnt sind Mythen nicht nur für analphabetische oder primitive Völker oder Gesellschaften der weit zurückliegenden Vergangenheit typisch, auch vielschichtige moderne Gesellschaften haben Mythen hervorgebracht.
Der Mythos vom Fortschritt etwa hatte tiefgreifenden Einfluss auf Verhaltensweisen und politische Entwicklungen in der modernen westlichen Welt.
Linke wie Rechte politische Bewegungen haben ihre Stärke aus der Überzeugung geschöpft, auf einer schicksalhaften Woge des Fortschritts nach vorn getragen zu werden, und beide haben den Mythos eines vergangenen Goldenen-Zeitalters umgossen in den neuen Mythos einer utopischen Zukunft.
Offenbar ist keine strukturierte Gesellschaftsform ohne ein sogenanntes Mythen-Gebäude von Sagen oder Fabeln ausgekommen, das ihre Vorstellungen von Vergangenheit, Gegenwart und einer Zukunftsgestaltung umfasst. Dabei können Mythen auf vielerlei Art und Weise interpretiert werden; Aber schematisch lassen sich die funktionelle, eine symbolische und strukturierte Methode, als die wichtigsten klassifizieren. Jede dieser Methoden vermag brillante und faszinierende Analysen hervorzubringen, aber es bedarf wohl angezweifelt werden, ob eine dieser Theorien für sich eine zufriedenstellende Deutung des universalen Charakters der Mythologie zu geben vermag.
In der Praxis sind die Kategorien nicht voneinander zu trennen. Die funktionelle,  symbolische und strukturelle Methode greifen immer präzise einander in einem Verhältnis der Verträglichkeiten zueinander.
In einem funktionalen Augenblick gehen Vertreter dieser verträglichen Methode davon aus, dass der Mythos soziale Gegebenheiten entstehen lässt, und auch sich so rechtfertigen kann in einer losen oder gefestigten Gemeinschaft.
Eine Rechtfertigung seiner Denkweise als Menschen der Ideen nach Platon ist auch gegeben, das der Mythos für den sterblichen Menschen die einzige Möglichkeit darzustellen, was mit dem umfassenden Sinn-Gefüge seiner Lebenswelt passiert, wenn sie durch die überwältigende Erfahrung einer bestimmten Gestalt des Göttlichen als ganzes, auf einen Schlag, einfach einen anderen Charakter annimmt.
Jeder Mythos ist ein spielerischer Versuch den Reichtum der Sinnbezüge im Bereich des Verfügbaren aufleuchten zulassen.
Diese Gefüge, das Aufleuchten, diese spielerischen Versuche, kann dem Menschen nie vollständig gelingen in seiner komplexen Art zum Versagen.
Deshalb werden Mythen immer wieder neu erfunden und auch anders erzählt werden zur Rechtfertigung oder um neue Perspektiven zu gewinnen. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass zum Beispiel die Griechen  an ihren Mythen zu jeder Zeit frei weiter gedichtet haben. Alte Göttergestalten stellen die Lebenswelt vor dem Hintergrund zum Dunkel unserer Sterblichkeit in ein bestimmtes Licht. Ohne dieses Licht bliebe die Welt Dunkel. Mit anderen Worten, somit verdanken die Sterblichen die Helligkeit ihres Lebensraum durch die göttliche Gnade den Göttern, und diesen Lebensraum nennen wir Erde. Die Erde bliebe als Lebensraum dunkel, wenn sie nicht von oben her erhellt würde, von dem her  was über ihr ist.
 

Sonne, Mond und Sterne in dem hellen offenen Raum über uns. Dieses offene, ganze über uns , nennen die Griechen den Himmel.
Weil das Licht der Erde von dorther kommt, wohnen der Mythologien zufolge, in der Prosa der Philosophie des Schönen, die Götter oben, im Bereich des Lichts; Auf dem Olymp.
Die griechische Dichtung, und die bildende Kunst, präsentieren uns die Götter als Lebewesen mit einer leiblich, sichtbaren Gestalt, nur ohne die Beschränkung und Beeinträchtigung der Vollkommenheit, wie sie der Mensch wegen seiner Sterblichkeit hinnehmen muss.
Das Bedeutet, das überwältigende Leben der Götter kann man nicht ablösen von der ohnmächtigen, sterblichen Existenz des Menschen; Es kommt nur vor  diesem Hintergrund zum Vorschein.
Die Sterblichkeit des Menschen und die Unsterblichkeit der Götter sind wie die kreisrunde, geteilte Schale mit einer gleichmäßigen Ober- und Unterseite. Dieselbe Wölbung , die von oben her konkav aussieht, erscheint von unten betrachtet, in einem Kontex der Gleichheiten. Der Schluss des Menschen die Götter als menschlich, anthropomorph darzustellen, sind die gedankliche Vorstellungen der konkreten Spiegelgleichheiten seiner Selbst-Philosophie der Unsterblichkeit die er erlangen möchte neben den Göttern. So erscheinen sie als eine menschliche Gestalt weil sie die lebendige Kehrseite, die unsterblichen Gegenbilder zur sterblichen Existenz des Menschen sind.
Diese Gegenbildlichkeit das komplementäre Verhältnis der Unsterblichen wurde nicht mehr verstanden. Dass die Götter nur als Gegenbilder für die Sterblichen erschienen können, bedeutet zugleich, sie gehören mit zu der Welt, die wir, die Sterblichen erleben. Sie sind nichts Jenseitiges von der Welt unabhängiges, wie der biblische Gott.
Es kann eine ganz besondere Erfahrung des Gottes geben, nämlich die, worin uns die Lichthaftigkeit selbst erscheint, die das Göttliche kennzeichnet. Das geschieht immer dann, wenn uns das Staunen darüber befällt, dass alles Erscheinen überhaupt ein Wunder ist. Immer neue Vorkommnisse tauchen auf unter dem Himmel. Danach wird das Dunkel der Vergänglichkeit, die Verschlossenheit der Erde, aus der wir Sterblichen stammen und in die wir ja auch zurückkehren, gleichsam aufgebrochen in die Helligkeit in der wir auch wieder zurückkehren möchten in das Schöne und Gute. Dieses Wunder das uns überwältigen kann, und mit diesem Erlebnis erhält alles in der Welt einen neuen Glanz, weil das Welterscheinen selbst zur Erscheinung kommt und mit ihr das Allein-Gute im Erkennen der Grundbegriffe einer zurückkehrenden Ästhetik zwischen der Ewigen, nicht veränderlichen Ideen des Schönen und den schönen, veränderlichen, zeitlichen Einzeldingen nach Platons Ideen-Lehre.
Die Idee des Schönen erscheint also in Wirklichkeit, in den konkret vorfindlichen, schönen Einzelgegenständen. Hierbei soll die Idee des Schönen eine Einheit bilden mit der Idee des Wahren und des Guten. In der mittelalterlichen Philosophie  wird die platonische Bestimmung des Schönen aufgenommen, und in einem anderen Kontex modifiziert. Das Schöne wird dabei als Ausdruck der Absoluten Vollendung Gottes bestimmt durch seine Lichtgestalt im strahlenden Lichte.
 

Das Licht, das den Raum unserer Lebenswelt erfüllt und belebt, tritt selbst ans Licht. Das Göttliche, das uns in dieser einzigartigen Erfahrung begegnet, nennen die Griechen:“Apoll“. In diesem Sinn-Gefüge stand am Apoll-Tempel in Delphi der
Spruch : “Erkenne dich Selbst“.
Wir Menschen verkennen unsere sterbliche Existenzlage von Grund auf, wenn wir meinen, wir können irgendetwas unternehmen, das uns ein Leben wie die Götter verschafft, einen Himmel oder ein Paradies auf Erden. Wenn wir das Glauben verrennen wir uns in gefährliche Machenschaften des Bösen.
Deswegen müssen wir uns immer wieder auf den Unterschied von Unsterblichen und Sterblichen besinnen, Diese beständige Möglichkeit zu sterben, bildet so den angstvollen, dunklen, sterblichen Hintergrund; Hintergrund zu unserer Existenz. Eine Existenzlage des Sterben und keine  Unsterblichkeit der Göttergestalten.
Wir nennen diesen Hintergrund wahrscheinlich im Erkennen nur deswegen Dunkel, so wir umgekehrt bei der Geburt, dem Gegenteil des Sterbens, davon sprechen , dass der Mensch das Licht der Welt erblickt. Das Leben erscheint uns vor seiner dunklen Kehrseite, dem Tod, als etwas Lichthaftes, Helles. Und der Raum worin sich unser Leben abspielt, nämlich unser Erden-Leben, diese Welt ist deshalb von Licht erfüllt und einer gleichzeitigen, wunderbaren Fülle von Dingen, Menschen, Ereignissen. All dies ist zu dem verborgenen Dunkel, das uns im Tode droht, hervorgetreten in das helle Licht der Welt.
Trennung der Seele vom Körper, das ist aber nichts anderes als eine Umschreibung des Todes; Denn der Tod besteht darin, dass das, was wirklich unseren Leib lebendig macht, nämlich die Seele, den Körper verlässt. Im Sterben trennt sich das den Körper beseelende, dass heißt: die lebendige Einheit von Leib, Seele, Leben wird endgültig getrennt ohne Wiederkehr der Einigkeit durch den Tod.
Wir kommen so zu einer paradoxen und schockierenden Schlussfolgerung:“Der Mensch muss sich einstellen, ja einüben und lernen mit den Tod zu leben“.  Nur so  wird das Sterben durch erlernen seiner Sterblichkeit der wahre Weg zum Glück ohne Furcht vor dem Dunkel einer Endlichkeit auf Erden.
 

Nur wer geht den oder diesen Weg? Derjenige, der sich wie Sokrates auf die Ideen besinnt. In der Zuwendung zu den Ideen behauptet Platon,besteht die Philosophie in ihrer Existenz. Also führt der Weg zum wahren Glück, der Weg der Trennung der Seele vom Körper durch die Philosophie. Philosophie ist Sterben lernen, das ist die  klassische Divinität  der Philosophie, die bis heute nichts von ihrer Anstößigkeit verloren hat.
Die Philosophie ist spätestens seit Sokrates und Platon, nicht nach Heidegger und der Existenzphilosophie in ihrem Zentrum eine Auseinandersetzung mit dem Tod.
In Wirklichkeit schon seit Amaximander und Heraklit. Der Mensch ist in seiner Eindeutigkeit als vernunftbegabtes Wesen, für Platon das Wesen der geistigen Welt der Ideen, in einer wahrnehmbaren Körperwelt. Erst in der erreichten Trennung der Seele vom Körper gelangt der Mensch zu seiner eigentlichen Bestimmung. Darum muß es für Platon eine Fortexistenz der Seele nach dem Tode, nach der Trennung vom Leibe geben.
Im Phaidon hat Platon deshalb versucht, die Unsterblichkeit zu beweisen.
Den Unsterblichkeit-Glauben hat sich die christliche Tradition mehr als anderthalb Jahrtausende lang so sehr zu eigen gemacht, dass noch heute das populäre christliche Bewusstsein des christlichen Glauben mit diesem ursprünglich platonischen und nicht etwa neutestamentlichen Glaubensgedanken identifiziert.
Dem Jesus des Neuen Testament erwartet nicht der Trost der Unsterblichkeit;
Er stirbt sehr menschlich mit einen Schrei der Verzweiflung und Verlassenheit. Der platonische Sokrates im Phaidon nimmt ein wenig übermenschlich in philosophischer Gelassenheit und Heiterkeit von diesem Leben Abschied.
Sein letzter Wunsch ist, man möge den Heilgott Asklepios einen Hahn opfern, weil er nun von der Krankheit der Fesselung der Seele an den Leib befreit ist.
Wer ist Asklepios in der griechischen Mythologie?
Asklepios begegnet uns immer wieder an den Stätten der Griechen als Helfer und Heiland der Kranken im großen Sanatorium von Epidaurus als göttlicher Patron der von Hippokrates begründeten wissenschaftlichen Medizin im eindrucksvollen Heiligtum auf der Insel Kos vor türkischen Küste der Ägäis.
In der griechischen Mythologie gilt er als Sohn des Apolls, und das Bemerkenswerte ist, mit dem Tod des Sokrates sind wir noch einmal zu Apoll zurück gekehrt. In diesem Sinne ist nach griechischen Verständnis alles was es gibt, etwas Sichtbares. Nämlich in der Helligkeit der Welt ein immerwährendes Erscheinen, auch wenn wir es hören oder fühlen.
 

Deshalb ist es für die griechischen Philosophen jegliches Wahrnehmen und Erfahren grundlegendes Sehen als ein auf Erden geschaffenes Wesen von Endlichkeit, in der Helligkeit des Lichtes zum vergänglichen Leben in der bemessenen Zeit seiner eigenen Vergänglichkeit als Lebewesen.
Für den sterblichen Menschen ist deshalb das Mysterium zum Göttlichen ein ambivalentes Erleben in seinem Sinn-Gefüge zur Unsterblichkeit. Es erschreckt den Menschen, und ist zugleich seine Hoffnung auf eine Unsterblichkeit im Paradies. Dieses Unbegreifliche, die zeitliche Überlegenheit einer Mythologie will und darf er einfach nicht ignorieren. Der Mensch will und muss um die  Huld des Mythos bemüht sein, den ohne die Mythologien lässt sich nicht leben.  
 
 
 

 
Glauben ein Mythos?
Es ist keine Antwort, man müsse Glauben, ich möchte Wissen. Inzwischen habe ich gelernt, dass sich Glaube nicht beweisen lasse, dass man aber doch zumindest über gute Gründe für seinen Glauben verfügen sollte.Glauben meint, was Vernunft, Herz und Hand eines Menschen bewegt, was Denken, Fühlen und Handeln umfasst. Glaubenstraditionen in Zweifel ziehen, dabei die Zweifelhaftigkeit an Gott zulassen. Nur so kann ein reifer, gelebter in sich tragfähiger Glaube für den Gläubigen ohne Einbeziehung der Allgemeinheit entstehen. Glauben Sie, fragte man mich an ein Leben nach dem Tode? Und ich antwortete: "Ja". Aber dann wusste ich keine Auskunft zugeben, wie das Aussehen in der angeblichen Dunkelheit, der Finsternis, oder das helle Licht des unendlich Schönen sein sollte. Ich wusste nur eins: "Keine Hierarchie auf goldenen Stühlen sitzend, kein Niedersturz verdammter Seelen". Nur eines Erwarte ich: "Liebe, einfach freigewordene, niemals aufgezehrte, mich überflutende Liebe". Mehr also, fragten die Frager erwarten Sie nicht nach dem Tod? Und ich antwortete: "Weniger nicht, aber auch nicht mehr".
Im Streben nach Wissen, dem Unendlichen, nach Unsterblichkeit gelangen wir so zur Erkenntnis unseres letztendlichen Nichtwissen. Über dieses Nichtwissen wird der Mensch kraft seiner Vernunft belehrt auf eine zu erwartend Endlichkeit durch den Tod als Kreatur. Jedoch durch den Tod vermag er als ein von Gott geschaffenes Wesen im Glauben, die Einheit aller Gegensätze im Unendlichen zu berühren, jedoch mit der Erwartung auf ein ewiges Leben im Unendlichen des Schönen.
 

 


Zusammengefasst u. bearbeitet:

Heinz-Dieter Pawelzik

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